Wasyl` Stus
* * * Übersetzung: Olga Bodnar
Mein Herr, deine heilige Wut
Ich bitte, schick nicht für die Laster.
Wo ich auch stehe – ich stehe es durch
Danke dafür, dass kurz ist
das menschliche Leben, durch Hoffnung
verläng`re ich es in die Ewigkeit.
Ich glaube, zerstöre die Peinigung,
ich bleib ich, in meiner Einmaligkeit,
so wie mich Mutter zur Welt gebracht
und segnete in die Welten.
zum Glück hatte sie es nicht geschafft,
mein Schicksal von mir abzuwenden.
* * * 23.1…
Господи, гніву пречистого
благаю — не май за зле.
Де не стоятиму — вистою.
Спасибі за те, що мале
людське життя, хоч надією
довжу його в віки.
Вірою тугу розвіюю,
щоб був я завжди такий,
яким мене мати родила
і благословила в світи.
І добре, що не зуміла
мене од біди вберегти.
Wasyl` Stus (6.01.1938 Dorf Rachnivka, Ukraine – 4.09.19 Inhaftierungslager bei Perm`, Russische UDSSR) war ein ukrainischer Dichter, Übersetzer, Denker, Literaturwissenschaftler, Menschenrechtler, Kämpfer für die Unabhängigkeit der Ukraine.
Wasyl Stus setzte sich vehement gegen die Vernichtung ukrainischer Kultur ein, wurde dafür intensiv verfolgt und saß längere Zeit in den sowjetischen Inhaftierungslagern. Seine Werke wurden verboten, teilweise zerstört.
Wasyl Stus verweigerte schriftlich, Bürger der Sowjetunion zu sein. Für seine Werke zog man ihn für die Nominierung des Literaturnobelpreises in Betracht.
Im Inhaftierungslager erklärte er einen Hungerstreik gegen die Schikane durch das Personal.
Der zukünftige Nobelpreisträger Michail Gorbatschow war bereits ein halbes Jahr an der Macht. Die Inhaftierung politisch Verfolgter in den nördlichen Gebieten Russlands ging nahtlos weiter.
Wasyl Stus starb am 4.09.1985 vermutlich an der Unterkühlung. Die offizielle Todesursache lautete Herzstillstand. Der Anfrage der Familie, sein Leichnam in seine Heimat zu bringen, wurde abgelehnt. Die Begründung: er habe seine Zeit noch nicht angesessen.
Erst im November 1989 wurde sein Leichnam in Kiewer Friedhof am Grabmal seiner Mitstreiter beigesetzt.